Leserbrief zu Aula und Kultur

Leserbrief

Die kommunalpolitische Debatte zu Beginn der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts war auch im Amte Warstein geprägt von den verschiedenen Konzepten zur kommunalen Neuordnung. Die einzelnen Städte und Gemeinden, die zukünftig eine neue kommunale Größe bilden sollten, dachten auch daran, für sich noch so viel zu sichern wie eben möglich. Dies wurde auch der Stadt Belecke unterstellt beim Beschluss über den Bau einer Theateraula. War aber nicht so, obgleich ein willkommener zusätzlicher Impuls.

Den Ausschlag gab das, was ich als Bürgermeister zur Öffnung der Aula gesagt habe: "Die behördliche Genehmigung für die Theateraula war gebunden an den Fertigstellungstermin der Realschule. Hätten wir ihn verpasst, eine Chance wäre unwiderruflich vergeben worden." Mit anderen Worten: die Aula  muss immer gesehen werden im Zusammenhang mit der Schule und ganz besonders heute mit dem Schulzentrum, dieser über den einzelnen Stadtteil hinausreichenden Einrichtung. Dieses Schulzentrum bedarf auch deswegen einer Aula, weil  von Jahr zu Jahr mehr Ganztagsschule stattfinden wird und neben der eigentlichen Unterrichtszeit kreative Zeiten angeboten werden sollen, für die sich besonders auch eine Aula eignet.

Weitere Begründungen waren Kultur und Wirtschaft.                                

Die Bürgerschaft einer Stadt identifiziert sich in erster Linie mit dem kulturellen Erbe und den kulturellen Traditionen der Stadt. Kultur schafft Beziehung und Überzeugungen. Kultur prägt das Image Warsteins. Eine Stadt, die auf sich hält, preist ihr kulturelles Erbe und ihre kulturelle Vitalität.

Kultur ist ein wichtiger Standortfaktor. Kultur schafft Arbeit. Das mag überraschend klingen, aber Kultur erfüllt den Wunsch nach Lebensinhalt, nach Abwechslung und Engagement. Wo Arbeitsplätze entstehen sollen, da fragt auch derjenige oder diejenige Familie mit Blick auf diese Arbeitsplätze: was bietet denn diese Stadt. Der Hinweis   auf eine Theaterbühne, auf ein damit verbundenes kulturelles und künstlerisches Angebot, das  auch eine bestimmte Atmosphäre und Umgebung braucht, ein solcher Hinweis zeugt von einer lebhaften Gemeinde.

Gerade in diesen Tagen ist deutlich geworden, wie sehr die Wirtschaft kulturelle Einrichtungen dieser Stadt unterstützt. Es darf auch gesagt werden, dass die Wirtschaft auf solche kulturellen Einrichtungen im Interesse ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und im Interesse qualifizierter Arbeitsplätze besonderen Wert legt. So gibt es  diesem Gleichklang von Schule, Kultur und Wirtschaft. Es ist wichtig für die Entwicklung einer Stadt, in ihrer Zukunftsperspektive diesen Dreiklang zu verankern.

Es bleibt die Finanzierung. Rat und Verwaltung haben die Aufgabe, immer dann, und das auch bei vollen Kassen, immer dann, wenn Geld ausgegeben werden soll, zu prüfen, ob das überhaupt notwendig ist, zu prüfen ob, es dazu eine Alternative gibt. Davon kann auch die Aula nicht ausgenommen werden. Also geht es hier um Prioritäten .Wenn es für den Bauetat nur eine bestimmte Summe geben kann, dann müsste zum Beispiel zu Gunsten der Aula etwas anderes zurückstehen. Die Begründung dafür muss gegeben werden. Vielleicht erleichtert es die Entscheidung, wenn im Ortsteil Belecke eine Zeit lang nicht in den Straßenbau investiert wird.

Was aber auf keinen Fall übersehen werden darf, das ist das mit der Theaterbühne verbundene bürgerschaftliche Engagement .Die Stadt Warstein sollte auch von daher die Prioritäten begründen: wo so viel aufsteht und entsteht, da sollte die Stadt nicht abseits stehen.