Marktwirtschaft - Wachstum - Wohlstand
Ralf Fücks: „Für die große Mehrheit der Menschen auf dieser Welt schafft wirtschaftliches Wachstum die Basis für eine Verbesserung der Lebensverhältnisse. Gemessen an sozialen Indikatoren wie Lebenserwartung, Kindersterblichkeit, Bildungsniveau, Gleichstellung von Frauen, verzeichnen wir deutliche Fortschritte… das Problem ist, das ein Wachstum, das auf intensiven Ressourcenverbrauch und fossilen Energien beruht, an ökologische Grenzen stößt: Klimawandel, Verlust fruchtbarer Böden, Wassermangel in vielen Regionen dieser Welt. Das heißt, wir müssen den Modus des Wachstums ändern: vom Raubbau an der Natur zum Wachsen mit der Natur…
Wo immer möglich, würde ich auf marktwirtschaftliche Lösungen setzen, eingebettet in einen vernünftigen Ordnungsrahmen… Es ist Aufgabe des Staates, Märkte zu ordnen. Marktwirtschaft funktioniert nur, wenn Gewinner und Haftung zur Deckung kommen und Preise die tatsächlichen Kosten ausdrücken….Wer auf den menschlichen Erfindungsgeist setzt, handelt sich schnell den Vorwurf der "Technikgläubigkeit" ein. Dabei sind bewusster Lebensstil und technische Innovation zwei Seiten derselben Medaille. Es ist gut und richtig, weniger Fleisch zu essen, mehr Rad zu fahren und keine Produkte zu kaufen, für die Menschen geschunden oder Regenwälder abgeholzt werden. Aber ein nüchterner Blick auf die Dynamik des globalen Wachstums zeigt, dass Appelle zur Bescheidenheit hilflos bleiben, wenn sie nicht von einer neuen industriellen Revolution flankiert werden.“
Für die soziale Marktwirtschaft ist Wirtschaftswachstum kein vorrangiges politisches Ziel. Wohlstand, gesellschaftlicher Fortschritt und persönliches Glück sind nicht zwangsläufig an das Bruttosozialprodukt gekoppelt. Das hat sich seit 60 Jahren geändert, sodass Wachstum als Ziel gesehen wird – unabhängig von den Konsequenzen für andere Bereiche. Wachstum wurde staatlich verordnet, ohne Wachstum keine soziale Gerechtigkeit, ohne diese keine politische Stabilität – so lautet die Begründung. Auch die neue Bundesregierung braucht für die Erfüllung ihrer Zusagen viel Wachstum. Die ökologische Ordnung kennt natürliche Grenzen, also muss es auch ökonomische Grenzen geben. Es gibt kein grenzenloses Wachstum. Aber immer gibt es Wachstum -weil immer Neues gepflanzt wird, weil immer Neues entdeckt wird. Wir müssen aber darauf achten: wächst die Ökonomie über die ökologischen Grenzen hinaus, zerstört sie unsere Lebensgrundlagen.
Marktwirtschaft ist regelbasierte Ordnung,ist eine menschliche Wirtschaftsordnung mit Leistungswettbewerb, mit offenen Märkten und freier Preisgestaltung, ohne Privilegien und ohne Kartelle aber mit klaren Spielregeln und dem Haftungsprinzip.
Ordnungspolitik bedeutet, die Wirtschaft nach dem Prinzipien von Markt und Wettbewerb zu organisieren. Dabei kommt es vor allem darauf an den Wettbewerb zu sichern. Ordnungspolitik fordert einen regelbasierten Wettbewerb. Der Staat soll Regeln und Anreize schaffen und durchsetzen und so wenig wie möglich in das Wirtschaftsgeschehen eingreifen. Es ist richtig, der Markt regelt nicht alles und löst auch nicht alle Probleme. Wer kann das schon? Auch der Staat nicht. Es kommt darauf an: so viel Markt wie möglich, so viel Staat wie nötigt. Der Markt ist immer nur so gut wie die Regeln, die ihm gesetzt werden. Dafür ist der Staat zuständig.
Auf dem Markt versammelt sich sehr viel Wissen. Die wichtigste Informationsquelle ist der Preis. Er hat Signalfunktion, berichtet über die Knappheit des Gutes und enthält dann alle Kosten wenn er sich frei auf dem Markt bilden kann,regelbasiert, ohne staatliche Intervention.
Seit Jahren wird eine Diskussion darüber geführt wie man zu einem besseren ganzheitlichen Verständnis von Lebensqualität, Wohlstand und Fortschritt kommt. BiP (Bruttoinlandsprodukt) allein genügt nicht, eine Alternative konnte bis heute nicht gefunden werden, also gibt es Ergänzungen.
Neben wirtschaftlichen Erfolg sollen Gesundheit, Bildungschancen, Freiheit, sozialer Zusammenhalt, politische Mitbestimmung und Umweltverträglichkeit gemessen und berücksichtigt werden.
Bedenke: Zur Entfaltung des Menschen, zum Gelingen des Lebens, der Gemeinschaft und des Staates gehören Mitmenschlichkeit, Sachgerechtigkeit und Verantwortungsbereitschaft