Was ökologisch nicht richtig ist, ist auch ökonomisch falsch

Hermann Kroll-Schlüter

Die Freiheit des Menschen ist nicht teilbar, wie auch soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit nicht von einander teilbar sind.

 

Wirtschaften ist kein Selbstzweck. Im Gegenteil: „Das Ziel der Wirtschaft besteht vielmehr in der dauernden und gesicherten Schaffung jener materiellen Voraussetzungen, die dem Einzelnen und den Sozialgebilden die menschenwürdige Entfaltung ermöglichen… Die Geschichte lehrt, dass Freiheit und Würde des Menschen weithin vom Ordnungssystem der Wirtschaft abhängen…“ Dieses Zitat des Theologen und Ökonomen Joseph Kardinal Höffner bringt es auf den Punkt: Wirtschaft braucht Ordnung. Und Ordoliberalismus im ursprünglichem Sinne meint eine moralisch und zweckmäßig bestimmte Ordnung der Freiheit, die Verantwortung und Solidarität ermöglicht. In dieser Logik gehören die politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Ordnung untrennbar zusammen.

 


Unter Ordnung verstehen wir die Gesamtheit der geltenden Regeln und die Gesamtheit der dafür notwendigen Institutionen. Denn Ordnungspolitik stützt sich auf Regeln, nicht auf ständige politische Interventionen. Diese schwächen den Staat, weil sie ihn von Interessengruppen abhängig machen. Ein starker Staat ist daher einer, der die Rahmenordnung bestimmt. Aber sich darüber hinaus nicht – je nach aktuellen Zurufen – in das Leben der Menschen einmischt. Marktwirtschaft ist die bewusste Ausgestaltung einer grundsätzlich liberalen, gleichzeitig aber sozial und ökologisch verpflichteten Wirtschafts- und Sozialordnung und ihre Sicherung durch einen starken Staat. Weil Freiheit unteilbar ist, so muss auch die Wirtschaftsordnung Freiheiten zulassen.

 

Der Sozialethiker Markus Vogt schreibt: „Nur eine auf ökologischem Wissen basierende und ordnungspolitisch begleitende Innovationspolitik kann konzeptionell-strategischer Kern der Bio-Ökonomie sein. Das zentrale Merkmal der Bioökonomie ist die Fähigkeit zum Nachwachsen. Bioökonomie braucht den Ländlichen Raum und die Strategie der Nachhaltigkeit.“ Daher ist die Bioökonomie, das Wirtschaften auf Basis nachwaschender Ressourcen, untrennbar mit der bäuerlichen Landwirtschaft verbunden. Denn eine freie und marktwirtschaftliche Ordnung ist eine Ordnung der verantworteten Freiheit. Und bäuerliche Landwirtschaft ist Landwirtschaft in der Verantwortung bäuerlicher Familien.

Wenn wir erkennen, dass Freiheit und Verantwortung nur gemeinsam ihren Zweck erfüllen, folgt daraus logisch: Es kann ökonomisch nicht richtig sein, was ökologisch falsch ist. Das erkannte schon der sächsische Oberberghauptmann Hannß Carl von Carlowitz 1713 als dem Bergbau im Erzgebirge das Holz ausging. In seinem Buch „Haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baumzucht“ sprach er sich für eine „nachhaltende“ Nutzung der Wälder aus und legte damit den Grundstein für unser Verständnis von Nachhaltigkeit. Wir sollten uns öfter darauf besinnen.